NOV-Jahrestagungen

49. Jahrestagung der NOV am 09.09.2023

Am 09.09.2023 war es endlich wieder soweit. Über 200 Teilnehmer:innen kamen an der 51. NOV-Tagung aus allen Ecken Niedersachsens in Bremen zusammen, um sich auszutauschen und vielfältigen ornithologischen Vorträgen zu lauschen.

Der 1. Vortragsblock startete Thorsten Krüger von der Staatlichen Vogelschutzwarte mit deutlichen Worten über die weltweite Biodiversitätskrise und Einblicken über langfristige, zumeist leider erschreckend negativen Bestandsentwicklungen der Vogelwelt in Niedersachsen.

Darauf folgte Christopher Marlow aus dem Projektteam LIFE Grassbird Habitats und der Vogelschutzwarte mit einer detaillierten Vorstellung von unter anderem Zugwegen von besenderten Uferschnepfen (Limosa limosa) innerhalb einer sechsjährigen Datenerhebung durch Satellitentelemetrie.

Nach intensiven Austauschmöglichkeiten untereinander sowie auch der Möglichkeit sich an zahlreichen Ständen wie z.B. von BUND, Staatlicher Vogelschutzwarte oder DDA zu informieren, wurde nach einer Pause der 2. Vortragsblock von Caren Pertl vom DDA eingeleitet. Sie stellte das im Jahr 2020 neu angelaufene MsB-Modul Spechte und das im Jahr 2023 neu angelaufene MsB-Modul Kleineulen vor.

Im Anschluss durften alle Teilnehmende an den fertig ausgewerteten Ergebnissen der landesweiten Rohrsänger Erfassung 2022 vorgestellt von Moritz Otten teilhaben.

Im dritten Vortragsblock wurde es ein wenig praxisbezogener. Siecke Martin vom ortsansässigen BUND Landesverband Bremen referierte über artenschutzgerechte Sanierung von Wohngebäuden in Bremen mit zahlreichen Anwendungserfahrungen wie das Anbringen zahlreicher Nisthilfen für Mauersegler im gesamten Stadtgebiet.

Die beiden letzten spannenden Nachmittagsvorträge wurden gestaltet von zwei Jungreferentinnen. Ulrike Gudd von der Universität Göttingen stellte Ergebnisse ihrer Masterarbeit mit dem Thema Habitatnutzung der Feldlerche während der Brutsaison in der Agrarlandschaft um Göttingen vor. Im Anschluss berichtete Hanna Konrad von ersten Auswertungen ihres Projektes „Bioakustik & Bekassinen“. Gemeinsam mit ihrem Team stellten sie sich die Frage, ob sich durch Tonaufnahmen Rückschlüsse auf ein Brutgeschehen der Bekassinen schließen lasse.

Nach der ordentlichen Mitgliederversammlung und einem gemeinsamen Abendessen wurden die Köpfe noch in einem kniffligen Vogelquiz herausgefordert. Danach schloss Arno Schoppenhorst von den Ökologis Bremen den ersten Tagungstag mit einem Vortrag mit der Fragestellung, ob Wiesenvögel noch Platz in unserer heutigen Kulturlandschaft haben?

Ein großer Dank geht an alle Vortragenden für die spannenden sowie zum Nachdenken und Diskutieren anregenden Themen.

 

Exkursion am 10.09.2023

Der Sonntag begann mit Nebel und einer leichten Verspätung, doch kurz vor 9 Uhr konnte der Bus mit fast 60 Interessierten am Parkplatz des ehemaligen Lunesiels mit der Exkursion starten. Unter der fachkundigen Leitung vom Geschäftsführer des BUND-LV Bremen, Martin Rode, wurde den Teilnehmenden eine Kompensationsmaßnahme für das Containerterminal im Norden Bremerhavens nähergebracht. Rund 1.500 Hektar sind heute unter dem Namen „Luneplate“ Tidepolder, Priele mit Brackwasserwatten, Röhrichte, salzbeeinflusste Grünlandmarschen, Stillgewässer und einige wenige Gehölze zusammengefasst. Heute ist die Luneplate mit Außen- und Binnendeichsflächen das größte Naturschutzgebiet Bremens und Natura 2000-Bestandteil.

Während des Rundkurses von ca. 12 Kilometern, teilweise auf der Deichverteidigungsstraße,

bekam die Gruppe an einigen Stopps am Deich, am Sturmflut-Sperrwerk, von einem Beobachtungsturm und natürlich vom Bus aus einen Einblick in das Gelände – zunächst im leichten Dunst, später bei Sonnenschein und sommerlichen Temperaturen. Dazu gab es immer wieder informative Ausführungen über die Entwicklung der laufenden Naturschutzmaßnahmen der Hafengesellschaft bremenports. Zusätzlich berichtete der Biologe Lutz Achilles von seinen seit 1994 laufenden Kartierergebnissen bei den Brut- und Gastvogelarten.

Auch ornithologisch kamen die Vogelkundler auf ihre Kosten. So konnten u.a. beobachtet werden: Grau- und Brandgänse, Stock-, Schnatter- und Krickenten, Grau- und Silberreiher, Löffler, Kormorane, Rohrweihe, Baumfalke, Fisch- und Seeadler, Austernfischer, Kiebitze, Goldregenpfeifer, Großer Brachvogel, Säbelschnäbler, Rotschenkel, Bekassinen, Waldwasserläufer, Flussuferläufer, Eisvogel, Wasserralle (gehört), Bartmeisen sowie Schwarzkehlchen.